Jüdisches Leben
in Bayern

Laudenbach (Karlstadt) Synagoge

1667 wird in den Akten erstmals eine „Schuell zue Laudenbach“, d.h. eine Synagoge, erwähnt, in der Israeliten aus Laudenbach, aus Karlburg und Mühlbach zusammen mit einem Vorsänger Gottesdienst feierten. Anfang der 1730er Jahre war dieses jüdische Gotteshaus baufällig geworden und musste umfangreich renoviert und für die auf 15 Familien angewachsene Kultusgemeinde erweitert werden. Das neue Gebäude sollte auf dem Grundstück der „Alten Schul“ verbleiben, d.h. am nördlichen Ortsende zwischen der Bandwörthstraße und der Mühlbachstraße (Haus-Nr. 14, heute: Mühlbacher Straße 6). Ein größerer, aufwendiger Massivbau ersetzte ab 1737 das alte Haus.

Im Erdgeschoss befanden sich die Männer- und Frauensynagogen sowie weitere Räume, darunter wohl auch ein Schulzimmer; im ersten Obergeschoss war die Wohnung des Lehrers. An der nordwestlichen Längsseite der Synagoge befinden sich auf den Basissteinen der Fenstersimse Schriftzeichen, die bisher nicht entziffert werden konnten. Die Zeichen sind an einer sehr exponierten Stelle unterhalb des Chuppasteines, von der Straße aus unmittelbar zu sehen.

In den 1920er Jahren inventarisierte der jüdische Kunsthistoriker Theodor Harburger die Ausstattung der Laudenbach Synagoge in ausführlichen Beschreibungen sowie Fotos der Fassaden und Innenräume.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge von SA-Männern und Einheimischen aufgebrochen und völlig verwüstet. Die sakralen Gegenstände hat man verbrannt. Danach fiel das Gebäude in die Verwaltung des Finanzamtes Karlstadt. Es wurde dann als Getreide-, Kohle- und Materiallager genutzt. In den letzten Kriegswochen war darin eine Pioniereinheit stationiert. Artilleriegeschosse verursachten weitere Beschädigungen des Hauses.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte die JRSO die ehemalige Synagoge an Privatleute, von denen sie die Stadt Karlstadt im Jahr 2015 erwarb. Das Haus wurde als Lager und Landmaschinenhalle genutzt. Dabei kam es zu erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz. Ein 2013 gegründeter „Förderkreis ehemalige Synagoge Laudenbach e.V.“ hat die kulturelle Nutzung des ehemaligen jüdischen Gotteshauses v.a. zum Gedenken an die einstigen jüdischen Mitbürger und ihre Geschichte zum Ziel. Die Geschichte der Synagoge Laudenbach hat der Förderkreis auf einer Tafel zusammengefasst. Derzeit laufen die Arbeiten zur Sanierung des Gebäudes.

 

(Christine Riedl-Valder)

Adresse / Wegbeschreibung

Mühlbacher Straße / Ecke Bandwöhrstraße, o. Nr., 97753 Karlstadt

Neben Mühlbacher Straße 6.

Literatur

  • Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (Hg.) / Cornelia Berger-Dittscheid (Bearb.): Mehr als Steine. Synagogen in Unterfranken. Eine Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg in Kooperation mit dem Team des Synagogen-Gedenkbands Bayern und dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. München 2021 (= Staatliche Archive Bayerns - Kleine Ausstellungen 68), S. 22f.
  • Hans Schlumberger / Hans-Christof Haas: Laudenbach. In: Wolfgang Kraus, Gury Schneider-Ludorff, Hans-Christoph Dittscheid, Meier Schwarz (Hg.): Mehr als Steine... Synagogen-Gedenkband Bayern, Bd. III/1: Unterfranken, Teilband 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger unter Mitarbeit von Gerhard Gronauer, Jonas Leipziger und Liesa Weber, mit einem Beitrag von Roland Flade. Lindenberg im Allgäu 2015, S. 234-256.
  • Theodor Harburger: Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem, und dem Jüdischen Museum Franken – Fürth & Schnaittach, Bd. 2. Fürth 1998, S. 374-378.