Burgen
in Bayern

Burgruine Ratzlburg

Über die Geschichte dieser 1992 bis 1998 in mehreren Grabungskampagnen durch das Oberösterreichische Landesmuseum archäologisch freigelegten Burg ist kaum etwas bekannt. Dem Baubefund und dem archäologischen Fundmaterial zufolge existierte die wohl im frühen 12. Jhdt. bzw. kurz nach 1100 erbaute Burg nur kurz und wurde bereits nach 1277 aufgelassen, danach von den Anwohnern als Steinbruch genutzt. Bauherr war das in dieser Gegend reich begüterte, altbairische Geschlecht der Rohrer, das sich um 1100 in zwei Hauptlinien teilte. Dieser Umstand führte vermutlich zum Bau der Burg. 1277 stiftete Heinrich von Rohr seinen Hof in Rothenbuch dem Kloster Ranshofen, wodurch sich das Herrschaftszentrum weg von der Ratzlburg ins Traunviertel verlagerte.
Das archäologische Fundgut umfasste neben Keramik, Reitzubehör, Bekleidungsteilen, Waffen, Werkzeug und Spinnwirteln auch Spielwürfel aus Bein sowie ein vergoldetes Beschlagteil aus Bronze in Form eines Drachens.
Dem Baubefund zufolge muss es sich um eine bedeutende Burg gehandelt haben.

Text: Joachim Zeune

Koordinaten: 12.000000, 48.000000

Baugeschichte

Erbaut wurde die Burg in strategisch guter Lage nahe dem Zusammenfluss von Inn und Salzach.
Ältester archäologischer angetroffener Baukörper ist der achteckige Wohnturm, der seinen Handquadermauerwerk zufolge noch in das frühe 12. Jhdt. datieren sollte. Seine Südseite wurde wohl sekundär mit einer Spitze versehen. Hier für spricht neben dem Mauerwerksbefund der eingebaute Holzanker, der die Achteckform aufgreift.

Text: Joachim Zeune

Baubestand

In Spornlage über dem Innufer erbaut, schützten einst zwei Halsgräben die Hauptburg, die steil nach Nordosten und Osten abfällt. Nach Südwesten und Süden vorgelagert war eine große Vorburg. Dominanter Bau der Hauptburg war ein achteckiger Wohnturm von 14,2 m Außendurchmesser und 2,3 m Mauerstärke, der auch innen eine achteckige Gestalt aufwies und einem rundförmigen Fundamentkranz aufsaß. Er erhob sich frontseitig nahe dem inneren Halsgraben. Das punktuell bis 2,3 m aufsteigende Mauerwerk enthielt im Kern zwei umlaufende Kanäle für hölzerne Zuganker im Höhenabstand von ca. 2 m. Das zweischalige Mauerwerk bestand aus handlichen Tuffquadern. Die der Hochebene zugewandte Südwestseite weist eine Zuspitzung auf, die vom Holzanker ignoriert wird und wohl etwas jünger sein sollte.
Die ergrabenen Mauerreste wurden konserviert und partiell rekonstruiert.
Das Burggelände ist frei begehbar und gut ausgeschildert, das Turmfundament ist jedoch großflächig abgesperrt.

Text: Joachim Zeune

Karte

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