Burgen
in Bayern

Burgruine Wolfstein Neumarkt in der Oberpfalz

Die seit 1997 im Zuge der Sanierung durchgeführten archäologischen Ausgrabungen haben Einfluss auf die Geschichtsschreibung genommen. Die Burg soll angeblich im frühen 12. Jhdt. durch die Edelfreien von Lupburg gegründet worden sein, doch gelang hier für weder der archivalische noch der archäologische Nachweis. Kurz vor 1286 kam Gottfried II. von Sulzbürg in Besitz der Burg, die um 1300 in das Eigentum des Bistums Regensburg überging. 1349 wird die Burg direkt als Sitz eines Richters erwähnt, 1349 gewährt Kaiser Karl IV. den Wolfsteinern das Privileg zur Gründung der Stadt Neumarkt. Um 1460 wird W. böhmisches Lehen, ging aber bereits 1465 durch Verkauf in den Besitz der Wittelsbacher über. Durch Beschießung 1504 während des Landshuter Erbfolgekriegs und durch Blitzschlag 1546 geriet die Burg trotz einer Instandsetzung 1515 in Verfall, woraufhin man 1583 die marode Burgkapelle ausräumte. Bereits 1607 war W. Im grundt eingegangen. Nach langen Erbstreitigkeiten infolge des Absterbens des letzten Wolfsteiners (1740) kam die Burg letztlich 1768 ganz an die Wittelsbacher. Im Zweiten Weltkrieg litt die Burg, insbesondere aber der Bergfried, unter amerikanischem Beschuss. Seit 1997 nimmt sich der 1985 gegründete Verein „Wolfsteinfreunde Neumarkt e.V.“ intensiv der Burgruine an und setzt sie seitdem, begleitet von umfangreichen archäologischen Ausgrabungen, schrittweise instand.

Text: Joachim Zeune

Wikipedia: zum Eintrag
Koordinaten: 11.491828, 49.293995

Baugeschichte

Die aufgrund der zahlreichen archäologischen Befunde höchst komplexe Baugeschichte setzt
gesichert gegen Mitte des 13. Jhdts. ein, als man am äußersten Ende des Höhenrückens eine Burganlage errichtete, zu deren Gründungsbestand eine Ringmauer, die punktuell Buckelquader aufweist, ein runder Bergfried (Außendurchmesser 9,5 m, Mauerdicke 3,5 m), ein Palas an der Nordseite und die der hl. Maria geweihte Burgkapelle gehörten. Letztere stand als kleiner Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor mauerbündig an der westlichen Ringmauer und wurde ursprünglich durch die südliche Traufseite betreten. Ungewöhnlich ist ihre wohl profane Unterkellerung.
Im Spätmittelalter schuf man zuerst am Südwesteck die auf einem vorspringenden Felsen ruhende Kemenate, dann durch die beidseitige Erweiterung der Burgkapelle den Westtrakt.
Wohl im 15. Jhdt. befestigte man die Frontseiten der Hauptburg durch einen mit halbrunden Schalentürmen bewehten Zwinger. Zugleich erstellte man an der Nordseite des Burghofs über einem archäologisch nachgewiesenen Vorgängerbau einen 23. x17 m großen Palas, dessen talseitige Nordwand noch zwei Aborterker erkennen lässt.

Text: Joachim Zeune

Baubestand

Der Baubestand ist höchst eindrucksvoll, vor allem der 1952/53 neu erschlossene Bergfried, dessen alter Hocheingang sich in zehn Meter Höhe erhalten hat, sowie der dreigeschossig aufragende Palas sind sehenswert. Leider beeinträchtigt eine Sendestation auf der Turmkrone das Panoramaerlebnis. Die Bausubstanz inklusive der archäologisch freigelegten Mauern ist saniert. Die südlich und östlich vorgelagerte Vorburg ist weitgehend verschwunden, imposant ist aber der winkelförmige Halsgraben, der die Hauptburg abtrennt.

Text: Joachim Zeune

Touristen Information

Die Ruine ist frei zugänglich und auf eigene Gefahr zu besichtigen. Der Bergfried kann nur unter Aufsicht des Vereins „Wolfsteinfreunde Neumarkt e.V.“ begangen werden, meist ist dies am Wochenende möglich. Informationen zum Verein und zur Ruine finden Sie unter Homepage.

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