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Maximilian II.

 

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Kunst und Kultur, Wissenschaft, Religion, Wirtschaft und Technik in der Zeit Ludwigs III.

Basilika St. Anna in Altötting Bevölkerung in Bayern und Deutschland 1800–1918
Bildnis Richard Wagners mit Samtbarett im Viertelprofil Briefmarke „Zu Richard Wagner’s 100. Geburtstag“
Der Simplicissimus Die Jugend
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Kunst und Kultur

Die 1896 gegründete satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus erlebte gegen Ende der Prinzregentenzeit und in der Regierungszeit Ludwigs III. ihre Blüte. Bei einer wachsenden Zahl an Lesern war sie Sprachrohr für die Kritik an den herrschenden Verhältnissen, an der Obrigkeit, dem Militär, der Monarchie und der Kirche. Schon bei der Umwandlung der Regentschaft in ein Königtum Ende 1913 reagierte der Simplicissimus mit beißendem Spott, besonders in Zusammenhang mit der verbesserten Finanzsituation des Königs. Seit Beginn des Ersten Weltkriegs jedoch verlor die satirische Wirkung an Kraft, da Propaganda in den Beiträgen Einzug hielt und nur noch die Kriegsgegner verspottet wurden. Dies verkehrte die bisherige Stoßrichtung des Blattes vollkommen und widerstrebte vor allem den Linksintellektuellen. Viele Intellektuelle und Kunstschaffende, unter ihnen auch Thomas Mann (1875-1955), fühlten sich aber von der nationalen Begeisterung, die im Simplicissimus nun herrschte, durchaus angesprochen.

 

1913 wurde das Reiterstandbild von Prinzregent Luitpold vor dem Bayerischen Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße aufgestellt, geschaffen durch den Bildhauer Adolf von Hildebrand (1847-1921). Außerdem wurde zum 100. Geburtstag von Richard Wagner ein Denkmal des Komponisten vor dem Prinzregententheater enthüllt. Trotz kriegsbedingten Pausen wurde auch während der Herrschaft von Ludwig III. der Bau des Deutschen Museums vorangetrieben.

 

Ein besonderes musikalisches Ereignis stellte die Aufführung von Wagners „Parsifal“ im München Prinzregententheater im Mai 1913 dar, der bisher nur im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt worden war. Es dirigierte Bruno Walter (1876-1962), seit Jahresbeginn 1913 „königlich bayerischer Generalmusikdirektor“ an der Münchner Staatsoper – Walter blieb bis 1922.

 

Zu Kriegsbeginn 1914 herrschte eine patriotische und antirussische Stimmung. So wurden unter anderem der in München seit langem wohnhafte russische Maler Wassilij Kandinsky (1866-1944) sowie Marianne von Werefkin (1860-1938) in die Schweiz abgeschoben. In Kriegszeiten spielte das künsterlisch-kulturelle Leben, das die Prinzregentenzeit geprägt hatte, nur mehr eine untergeordnete Rolle.

 

 

Die bayerische Wirtschaft im Ersten Weltkrieg

Im Zuge der Erfordernisse die der Erste Weltkrieg mit sich brachte, wurde die deutsche Wirtschaft auf eine zentral geplante Kriegszwangswirtschaft umgestellt. Bayerische Firmen und Unternehmen der Rüstungsindustrie profitierten hiervon, während sich die Lage anderer Industriezweige und des Mittelstands, von Handel und Gewerbe, verschlechterte. Hier mangelte es an Rohstoffen, Arbeitskräften und Aufträgen. 

In den Rüstungsbetrieben wurde die Totalisierung des Kriegs bald ersichtlich, als der Einsatz von Frauen notwendig wurde – gegen Kriegsende waren beispielsweise in Nürnberg mehr Frauen als Männer in den Rüstungsfabriken beschäftigt. In der Rüstungsindustrie florierten die bestehenden staatlichen Betriebe in München, Dachau, Amberg und vor allem in Ingolstadt sowie die Unternehmen Siemens-Schuckert, Krauss-Maffei und MAN. Daneben entstanden neue Betriebe wie 1915 die Geschützwerke der Firma Krupp in Freimann bei München. Betriebe wie die MAN oder die BASF verdoppelten im Lauf des Kriegs ihre Beschäftigtenzahl.

 

 

Ludwig III. und die Religion

Ludwigs Persönlichkeit war von starker Religiosität geprägt. Seine Mutter hatte ihn zum frommen und festen katholischen Glauben erzogen, diesen hatte sein romtreuer Erzieher Karl Rinecker gestärkt. So unternahm er regelmäßige Wallfahrten nach Altötting. Sichtbares Zeichen seiner Religiosität und seiner Verbundenheit zu Altötting ist noch heute die 1912 unter seinem Protektorat erbaute Wallfahrtsbasilika St. Anna.

Seine gelebte Frömmigkeit wirkte sich so nicht nur auf sein privates Leben aus, sondern beeinflusste auch die politischen Handlungen des Prinzen und späteren Königs. Der junge Prinz Ludwig stand der antikatholisch geprägten Politik des liberalen Ministers Johann von Lutz (1826-1890) ablehnend gegenüber. Waren seine Vorgänger, König Ludwig II. und Prinzregent Luitpold, auf Seiten des liberalen, reichsfreundlichen, staatskonservativen und staatskirchlich orientierten Ministeriums gestanden, so näherte sich Prinz Ludwig der Mehrheit im Landtag an, die patriotisch, konservativ, katholisch und die bayerische Eigenständigkeit vertretend agierte. So entstand Ludwigs Ruf als „schwarzer Prinz“. Diese Nähe zum Zentrum und der Einsatz für die katholische Sache auch auf politischem Feld, gipfelten im Wechsel des Ministerpräsidentenamts 1912. Ludwigs Vater Luitpold entließ 1912 den Liberalen Clemens von Podewils-Dürnitz (1850-1922) und bestellte den Zentrumsführer im Reichstag Georg Friedrich Freiherrn (ab 1914 Graf) von Hertling (1843-1919) zum Vorsitzenden des Ministerrats. In katholisch-konservativen Kreisen hatte das Bündnis von Podewils Liberalen mit den Sozialdemokraten Unbehagen ausgelöst, was Prinz Ludwig veranlasste auf einen Regierungswechsel zu drängen. Von Hertling war eine der prägenden Figuren des deutschen Katholizismus, vor allem als Verfechter der katholischen Gesellschafts- und Soziallehre. Im überwiegend protestantisch geprägten Deutschen Reich sah Ludwig III. Bayern als den Vorreiter des Katholizismus, wie von Hertling 1917 feststellte.

 

Zeitlebens engagierte sich Ludwig für soziale Belange. Die Enzyklika „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII. (1810-1903) aus dem Jahr 1891 bildete für ihn eine Art Richtschnur. In dieser ersten katholischen „Sozialenzyklika“ nahm der Papst Bezug auf die veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse und die damit einhergehenden sozialen Missstände und forderte die soziale Verantwortung des Staates sowie eine soziale Ordnung der Wirtschaft. Ihr verdankt Papst Leo den Ruf als „Arbeiterpapst“.
König Ludwig III. war Mitglied der Corpus-Christ-Bruderschaft München und wählte sich den Leitspruch „In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“, also „Im Notwendigen (herrsche) Einmütigkeit, im Zweifelhaften Freiheit, in allem (aber) Nächstenliebe“.

Mit Billigung von Papst Benedikt XV. (1854-1922) führte er am 14. Mai 1916 das Fest der „Patrona Bavariae“ in München ein. Schon bald wurde das Fest der Schutzpatronin Bayerns, der Gottesmutter Maria, in allen bayerischen Diözesen begangen. Durch Beschluss der Freisinger Bischofskonferenz von 1970 wurde der Festtermin, als Auftakt zum Marienmonat, auf den 1. Mai festgelegt.

 

Wie schon sein Vater so übte Ludwig als bayerischer König qua Amt die Funktion als „summus episcopus“, als Oberhaupt der evangelischen Landeskirche in Bayern, aus. Dem streng gläubigen Katholiken blieb dieses Amt zeitlebens fremd.

 

 

Der „Millibauer“ und die Landwirtschaft in Bayern

Ludwigs Hauptinteresse galt der Landwirtschaft und der Tiermedizin. So wurde er 1868 Ehrenpräsident des Zentralkomitees des Landwirtschaftlichen Vereines in Bayern. 1875 kaufte Prinz Ludwig Schloss Leutstetten im Würmtal, zwischen Gauting und Starnberg gelegen. Das „Königliche Privatgut Leutstetten“ ließ er zu einem landwirtschaftlichen Mustergut ausbauen, das vor allem wegen seiner Milchwirtschaft Berühmtheit erlangte. Diese agrarische Betätigung brachte dem späteren König Ludwig III. den Beinamen „Millibauer“ ein. Neben der Milchwirtschaft war die Leutstettener Viehzucht, vor allem die Pferdezucht, weithin geachtet. 

Auch auf dem Erbgut seiner Frau Marie Therese (1849-1919) im ungarischen Sárvár widmete sich Ludwig der Agrarökonomie. Er hielt Allgäuer Milchkühe und ließ in einer eigenen Käserei erfolgreich Milchprodukte produzieren.

 

Seine Kompetenz auf agrarischem Gebiet ermöglichte Ludwig einen klaren Blick auf die Umbrüche, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Landwirtschaft abliefen. Gerade im agrarisch geprägten Bayern, in dem um 1900 rund die Hälfte der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebte, war dies von Vorteil. Sein Gut in Leutstetten führte er nach modernsten Betriebsführungs- und agrarpolitischen Bewirtschaftungsmethoden und nutzte die neuesten technischen Hilfsmittel, unter anderem durch den Einsatz von Kunstdünger. So konnte er für die bayerische Landwirtschaft neue Maßstäbe im Hinblick auf Modernisierung und Profitmaximierung setzen.

 

 

Ludwig III. – ein Fachmann für Wirtschaft und Technik

Ludwig III. war auch Experte in Wirtschafts- und Technikfragen. Missstände, beispielsweise im bayerischen Verkehrswesen oder der Energieversorgung, blieben ihm nicht verborgen. Neueste Erfindungen und technische Errungenschaften suchte er – wie schon für die Landwirtschaft – auch für die bayerische Wirtschaft zum Vorteil zu nutzen. Ludwig war fortschrittsgläubig und in dieser Hinsicht beeindruckte ihn auf industriellem Gebiet sogar die preußische Stärke. Sein besonderes Interesse galt der infrastrukturellen Weiterentwicklung Bayerns, vor allem dem Ausbau der Wasserkraftwerke und Wasserstraßen. So engagierte er sich für den Ausbau des Ludwig-Donau-Main-Kanals, ein Projekt, das sein Großvater, König Ludwig I., angestoßen hatte. 1891 wurde auf seine Anregung hin der Bayerische Kanalverein für den Ausbau des späteren Rhein-Main-Donau-Kanals gegründet. Die Eröffnung des Kanals erlebte Ludwig III. nicht mehr, aber 1912 konnte auf seine Initiative hin der Bamberger Hafen in Betrieb genommen werden der im zu Ehren den Namen „Prinz-Ludwig-Hafen“ erhielt.

 

 

Ludwig III., ein Förderer der Wissenschaft

Die Begeisterung Ludwigs III. für Wirtschaft und Technik verband sich mit der Förderung der Wissenschaften beim Bau des Deutschen Museums. Ziel war es, Erfindungen und Entdeckungen sowie technischen Fortschritt durch die Schaffung eines Museums, das ausschließlich für Wissenschaft und Technik reserviert war, adäquat zu präsentieren und so den Ruf Bayerns als innovativer, fortschrittlicher Staat zu mehren.

So war Prinz Ludwig unter anderem Vorsitzender der Gründungsversammlung des Deutschen Museum im Jahr 1903 und als Prorektor des Deutschen Museums an allen Entscheidungen beteiligt, die Bau und Gestaltung des Museums betrafen. Das von Oscar von Miller (1855-1934), dem Ludwig freundschaftlich verbunden war, initiierte Technikmuseum erlebte 1906 seine Grundsteinlegung und 1911 das Richtfest. Die Eröffnung des Deutschen Museums fand aber erst 1925, rund vier Jahre nach Ludwigs Tod, statt.

 

Auch für die Errichtung der Messehallen auf der Theresienhöhe setzte sich auf Ludwig III. ein. 1904 wurde der Verein Ausstellungspark gegründet, das Ausstellungsareal mit den „Prinz-Ludwig-Hallen“ im Mai 1908 anlässlich des 750. Stadtgründungstags mit der Ausstellung „München 1908“ eröffnet. Die „Alte Messe München“ blieb ein knappes Jahrhundert – bis 1998 – Münchens Ausstellungsfläche Nummer eins.

 

Prinz Ludwig wurden bereits 1872 die Ehrendoktorwürden als Dr. rer. pol. h. c. an der Universität in München und 1901 als Dr. rer. techn. e. h. an der Technischen Universität in München verliehen. Seit 1896 war er Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.