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Ludwig II.

 

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angebliche Mordwaffe beim Tod Ludwigs II. – Windbüchse, System Girandoni

Blüten vom Blumenstrauß Kaiserin Elisabeths von Österreich für die Aufbahrung Ludwigs II. (1886) König Ludwig II. auf der Totenbahre
Postkarte König Ludwig II. und Dr. Gudden im Starnberger See Postkarte „König Ludwig des II. letzter Spaziergang“
Postkarte „König Ludwigs II. letzter Gang“ Postkarte „Schloss Berg am Abend des 13. Juni 1886.“
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um 1840

mehrschüssige Druckluftwaffe, seitliches Röhrenmagazin für ca. 20 Schuss, Kaliber ca. 11,75mm gezogener Lauf; Einstecklauf aus Messing, Kaliber ca. 10mm, Nussbaumschaft mit geschnittener Fischhaut; fein gravierte Schlossplatte: C. D. Tanner a Hannover; Reinigungsstock aus Holz mit Beinkappe, feines Perlkorn und zwei Kimmenblätter, Windflasche mit schwarzer Belederung, ursprünglicher Tragriemen fehlt, Druckluftpumpe und Zubehör fehlen, L 110cm, Hannover, um 1840


Diese Waffe wird mit der unbewiesenen These in Zusammenhang gebracht, Ludwig II. sei erschossen worden.

 

Immer wieder wird die Theorie vertreten, dass Ludwig II. erschossen worden sei, ob von Gegnern im bayerischen Kabinett, von preußischer Seite oder durch einen Gendarmen, der im Schlosspark patrouillierte. Der königliche Leibfischer Lidl (…) will bei der Bergung des Leichnams die Einschüsse gesehen haben. Allerdings gibt es von seinem Augenzeugenbericht mehrere, zum Teil widersprüchliche Versionen. Gräfin Wrbna-Kaunitz will Ludwigs Mantel mit eindeutigen Schusslöchern besessen haben, doch soll das Beweisstück bei einem Zimmerbrand, bei dem auch die Gräfin selbst ums Leben kam, vernichtet worden sein. Andere spekulieren, man habe die Kleidung des Königs kurz nach dem Auffinden der Leiche verbrannt, um Spuren zu beseitigen.

Es gibt keine stichhaltigen Beweise für eine Ermordung König Ludwigs II. Auch in den Berichten der Augenzeugen findet sich keine Aussage, dass jemand Schüsse gehört hätte. Doch gerade in dieser Tatsache sehen die „Guglmänner“, Mitglieder eines bayerischen Geheimbunds, den Anhaltspunkt für ihre These, der König sei erschossen worden, und zwar mit einer Windbüchse, die sich heute im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum in München befindet. Dabei ist ihnen anscheinend die Beschaffenheit dieser Waffe, eine mehrschüssige Druckluftwaffe, die wenig Geräusch verursacht, Beweis genug.

Bei der von dem Tiroler Bartholomeus Girandoni (1744 – 1799) entwickelten Büchse werden die Kugeln durch einen einfachen Schiebemechanismus aus dem Röhrenmagazin in die Waffe geladen. Der Schütze baut mit einer externen Luftpumpe mit ca. 1500 Pumpstößen Druck auf, der für die 20 Schuss im Magazin ausreicht, wobei die ersten Schüsse zuverlässig auf bis zu 150 Meter treffen können; bei den nachfolgenden reduziert sich die Reichweite.

Dass die Verschwörungstheorien bis heute nicht verstummen, verwundert nicht, bedenkt man, wie viele Personen bei der Suche nach den Vermissten, bei der Bergung und bei der Obduktion anwesend waren. Die Bandbreite der Erklärungsversuche liegt zwischen Peter Glowasz, der seit Jahren Indizien für ein groß angelegtes Verbrechen zusammenzutragen versucht, und Wilhelm Wöbking, dem für seine umfangreiche kriminologische und juristische Untersuchung 1986 die einschlägigen Bestände des Geheimen Hausarchivs zur Verfügung standen und der zu dem Schluss kam, dass dem Tod Ludwigs II. mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Verbrechen zugrunde liegt.

 

(Judith Bauer / Barbara Kink)

 

Literatur:

Glowasz, Peter: Der Tod am Starnberger See. Die Aufklärung der Todesursache König Ludwigs II. von Bayern, Berlin 2008; Wöbking, Wilhelm: Der Tod König Ludwigs II. von Bayern. Eine Dokumentation, Rosenheim 1986.

Beleg:

Götterdämmerung. König Ludwig II. und seine Zeit. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2011, Schloss Herrenchiemsee, 14. Mai bis 16. Oktober 2011. Hrsg. von Peter Wolf, Richard Loibl und Evamaria Brockhoff, Augsburg 2011, S. 267.

Künstler, Ersteller / Fotograf: Carl Daniel Tanner (1791 – 1858); Fotograf: Philipp Mansmann, München
Lageort: München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum (2802)
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg