Würzburg, Ritaschwestern


 

GESCHICHTE

Würzburg, Mutterhaus der Ritaschwestern – Hilfe für Familien in Not

Der Würzburger Augustiner-Eremit P. Hugolin Dach (1869–1918) erlebte bei seinen Seelsorgebesuchen in der Gemeinde die große Not, in der sich die Familien damals befanden. Er gründete den „Verein der organisierten Krankenfürsorge vom III. Orden des hl. Augustinus“, um durch Mitgliedsbeiträge und Spenden Geld zu sammeln und zugleich weltliche Pflegerinnen anzuwerben, die die Krankenschwestern der karitativ tätigen Orden in ihrer Arbeit unterstützen sollten. Neben der Betreuung der Kranken und Wöchnerinnen sollten diese Pflegekräfte die betroffene Familie versorgen und die Hausarbeit übernehmen. Die Gründungsversammlung fand am 8. Oktober 1911 statt. Anfangs arbeiteten fünf junge Frauen für den neuen Krankenpflegeverein. Pater Hugolin stellte sie unter den Schutz der hl. Rita von Cascia (1381–1457), die vielfältig für Familien und Kranke gesorgt hatte und am 24. Mai 1900 heiliggesprochen worden war. Daher nannte man die Frauen von Anfang an die „Ritaschwestern“. Ihr Aufgabengebiet umfasste die Familien- und Haushaltshilfe, Kranken- und Altenpflege. Für die zumeist armen Familien arbeiten sie unentgeltlich. Langsam vergrößerte sich die Zahl der freiwilligen Helferinnen.

Die Frauen bildeten jedoch nicht nur eine Arbeits-, sondern auch eine Lebensgemeinschaft. Sie beteten gemeinsam das Marianische Offizium und gestalteten ihr Leben nach der Regel des hl. Augustinus. 1917 legten sie Gelübde ab und erhielten vom Augustinerprovinzial eine eigene Tracht. Da dies ohne oberhirtliche Genehmigung geschehen war, verlangte Bischof Ferdinand von Schlör 1921 die Auflösung der Schwesterngemeinschaft. Die meisten der rund 40 Frauen schlossen sich daraufhin anderen Orden an. Neun von ihnen hielten jedoch an ihrer Berufung als Ordensschwestern im Familienpflegedienst fest. Wiederholte Eingaben ihrerseits bei der Diözese sowie Bittgesuche des Katholischen Frauenbundes und aus der Bevölkerung erwirkten schließlich die kirchliche Erlaubnis zum Fortbestand der Ritaschwestern. Rund 30 Jahre lang betreute der Augustinerpater Engelbert Eberhard (gest. 1958) die Gemeinschaft und half ihr durch die schwierigste Zeit. Ab 1923 hatte die Kongregation genügend Mitglieder, um auch außerhalb Würzburgs kleine Sozialstationen gründen zu können. 1936 bezogen die Schwestern ihr Mutterhaus an der Friedrich-Spee-Straße im Würzburger Stadtteil Sanderau. Nach der völligen Zerstörung in der Bombennacht von 16. März 1945 musste es mühevoll wieder aufgebaut werden. Im Lauf der Jahre übernahmen die Mitglieder auch andere Aufgaben. Sie engagierten sich in Kindergärten, Nähschulen oder Krankenpflegestationen in und außerhalb Würzburgs.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Ritaschwestern maßgeblich an der Gründung einer Föderation beteiligt, die auch die Frauengemeinschaften des Augustinerordens umfasste. Diözesanbischof Julius Döpfner visitierte die Gemeinschaft erstmals 1958. Danach wurden die Ritaschwestern am 2. Oktober 1959 zur Kongregation bischöflichen Rechts erhoben, deren Hauptaufgabe in der Familienpflege bestehen sollte.

Mitte des 20. Jahrhunderts gehörten 235 Schwestern zur Vereinigung. Anfang der 1960er-Jahre erreichte die erste Generation der Pflegeschwestern das Rentenalter, immer mehr Schwestern schieden aus dem Dienst aus, ohne dass es genügend Nachwuchs gegeben hätte. Daher beschloss die Kongregation, sich mehr der Ausbildung zu widmen. Auf Initiative von M. Salesia Lohmeier wurde eine Fachschule für Familienpflege eröffnet, die 1966 die staatliche Anerkennung erhielt. Bereits zwei Jahre später wurden neben den Ritaschwestern weltliche Mitarbeiterinnen eingestellt, die an der Schule ihre Ausbildung absolviert hatten. Der Wandel, der sich in der Gesellschaft seit der Gründung der Kongregation vollzogen hatte, betraf auch die Familien. Entsprechend musste sich der Dienst der Schwestern den neuen Anforderungen anpassen. Im Generalkapitel 1988 wurden daher die Tätigkeitsschwerpunkte der Gemeinschaft, deren Angelpunkt weiterhin die Familie blieb, aktualisiert. Die rund 200 Ritaschwestern, die zu jener Zeit in Deutschland, der Schweiz und den USA tätig waren, arbeiteten nun auch als Erzieherinnen, Krankenschwestern, Gemeindereferentinnen und Wirtschafterinnen. Während Familienpflege früher vor allem praktische Hilfe bedeutete, so umfasst sie heute ebenso das Bemühen, in Gesellschaft und Politik die Bedürfnisse der Familien zur Sprache zu bringen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Dies wird im Würzburger Mutterhaus unter anderem durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Vortragsreihen über Familienthemen erreicht.

(Christine Riedl-Valder)

Link:

www.ritaschwestern.de 



 

SUCHE