Vilsbiburg, Kloster der Magdalenerinnen


 

GESCHICHTE

Vilsbiburg / Seyboldsdorf, Kloster der Magdalenerinnen – Kontemplation der „Weißfrauen“

Ludwig Reichsgraf von Freyen-Seyboldsdorf war ohne männliche Nachkommen geblieben und verkaufte deshalb 1951 sein Hofmarkschloss mit 37 Hektar Grund an die Schwestern des niederschlesischen Magdalenerinnen-Klosters Luba/Lauban, die 1945 aus ihrer Heimat vertrieben worden waren. Der Orden hatte nach seiner Flucht vorübergehend Unterschlupf in Obernzell bei Passau im Kloster der „Töchter des Allerheiligsten Heilandes“ gefunden, einer Kongregation, zu der schon vor dem Zweiten Weltkrieg freundschaftliche Kontakte bestanden. Dann wohnten die Schwestern von Juli 1945 bis November 1947 in einer bescheidenden Behausung in Rottalmünster. Anschließend arbeiteten sie im Hilfskrankenhaus der Englischen Fräulein in Simbach am Inn. Da der Staat 1951 allen vertriebenen Schwesternorden zinslose Kredite gewährte, waren sie in der Lage, das alteingesessene Gut zu erwerben. Das Bischöfliche Ordinariat Regensburg genehmigte die Niederlassung am 28. Juli 1951.

Der Konvent der „Weißfrauen“, wie die Schwestern aufgrund der Farbe ihres Habits genannt wurden – später war ihre Tracht von dunkelgrauer Farbe –, übersiedelte am 1. April 1952 in die neue Niederlassung, die sich in einem Teil der Vierflügelanlage befand. Im ehemaligen Kuhstall wurde der Speisesaal, im einstigen Bräuraum die Klosterkapelle eingerichtet. Für die Büßerinnen in der Nachfolge der hl. Maria Magdalena stand die geistige Kontemplation im Mittelpunkt. Im Park neben dem Schloss legten die Schwestern einen Gemüsegarten an, der der Selbstversorgung diente. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich durch Landwirtschaft, daneben übernahmen sie Heimarbeiten wie Nähen, Sticken und Stricken und arbeiteten weiterhin in der Krankenpflege. Prälat Dr. Edmund Piekorz (1899-1979), der seit 1935 als Stiftspropst, geistlicher Vater und juristischer Berater des Magdalenenkonvents wirkte, zog mit den Schwestern nach Seyboldsdorf um und übernahm die Stelle des Ortspfarrers. 1951 zählte der Konvent 58 Mitglieder, unter ihnen fünf Kandidatinnen aus Bayern, Schlesien und dem Sudetenland, die sich 1949 der Gemeinschaft angeschlossen hatten. 20 Jahre später lebten noch 42 Konventualinnen im Kloster, doch es war seit 13 Jahren kein Neueintritt mehr zu verzeichnen. 1990 bestand der Konvent noch aus 13 Schwestern. 2004 mussten die Magdalenerinnen ihr Kloster, das auf eine mehr als 600-jährige Tradition zurückblicken konnte, wegen Überalterung des Konvents aufgeben. Die letzten vier Schwestern zogen in ein Pflegeheim in Obernzell an der Donau.

(Christine Riedl-Valder)

Link:

http://www.vilsbiburg.info/wappen2/ortsteile/seyboldsdorf/schloss/schloss.htm (abgerufen am 03.07.15)

http://www.orden-online.de/wissen/m/magdalenerinnen/ 



 

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