Mindelheim, Maristenbrüder


 

GESCHICHTE

Mindelheim, Maristenbrüder – Höhere Schulbildung im Voralpenland

 

 

Nachdem die Maristenschulbrüder ihre Niederlassung in Stein an der Traun verloren hatten, waren sie auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte. Sie erwarben Ende 1925 von der Stadt Mindelheim das unvollendete Altenheim an der Mühlstraße und eröffneten nach einem Umbau darin am 16. April 1926 eine private Realschule für 98 Schüler, ein Internat, eine Ausbildungsstelle für Novizen sowie Wohnräume für die Brüder. Bereits ein Jahr später wurde die Bildungseinrichtung mit einem Lateinseminar zum Progymnasium aufgestockt. Aus Platzmangel verlegte man das Seminar für den Ordensnachwuchs 1931 nach München. Unter dem NS-Regime wurden die Brüder 1937 mit einem Berufsverbot im Bildungssektor belegt. Schule und Internat wurden als städtische Einrichtung weitergeführt und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder von den Maristen übernommen. 1950 errichtete der Orden eine Studienkirche, drei Jahre später ein Schwimmbad. 1961 wurden Schule und Internat in separaten Gebäuden untergebracht. Die große Anzahl der Schüler machte den weiteren Ausbau erforderlich. 1965 erhielt die Bildungseinrichtung den Namen Maristen-Oberrealschule. Ein damals gegründetes Marionettentheater wurde zur festen kulturellen Einrichtung in der Region. 1967 trug die Stadtverwaltung der Bedeutung der Maristen für die Region Rechnung und benannte die Adresse ihrer Niederlassung nach ihrem Ordensgründer Marcellin Champagnat (1789-1840) in Champagnatplatz um.

Schulleiter Frater Lorenz Zucker führte bereits 1969 ein Tagesheim mit Nachmittagsbetreuung ein. Im Internat wohnten damals 273 Schüler. Unter seinem Nachfolger Frater Ludwig Spitzer wurden ab 1973 umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt und das Gymnasium der Maria-Ward-Schwestern übernommen. Das Hauptgebäude der Schule wurde erweitert; es erhielt 1977 den Anbau eines Fachtrakts, 1978 eine Dreifachturnhalle und 1994 einen zusätzlichen Neubau zwischen Bahnlinie und Champagnatplatz. Seit 1985 trägt die Schule den Namen Maristenkolleg Mindelheim. Seit 1993 liegt die Leitung des Hauses in weltlichen Händen. Seit 1995 gehört das Bildungsinstitut zum Schulwerk der Diözese Augsburg. Gymnasium und Realschule besuchten 2002 über 2000 Schülerinnen und Schüler. 2008 wurde der damalige Internatsleiter wegen sexuellem Mißbrauchs rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Aufgrund sinkender Nachfrage entschloss man sich 2013 zur Schließung des Internats, in dem sich auch die Wohnräume der Brüder befanden. Die Maristen, deren Anzahl sich im Lauf der Jahre von über 20 auf vier (2014) verringerte, nutzen seitdem das benachbarte ehemalige Scholastikat als neue Heimstätte ihrer Kommunität.

 

 Christine Riedl-Valder)

 

Link:
http://www.maristenkolleg.de/



 

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