München-Au, Kloster auf dem Lilienberg – Das Symbol der Lilie
1693 stifteten der Münchner Bürgermeister Johann Maximilian von Alberti und seine zweite Frau Ursula von Jonnern auf dem Geisberg bei München ein kleines Kloster, das erst von zwei, dann von sechs Paulaner-Tertiarinnen bewohnt wurde. Sie nannten sich dem Wunsch des Stifters gemäß „Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis“. Das Kloster trug den Namen Lilienberg. 1704 verließen zwei der Nonnen, Margret Widmann und Elspet Kölbinger, das Kloster und gründeten eine neue Niederlassung in München-Au.
Kloster Lilienberg erhielt 1705 eine neue Kirche mit drei Altären, die mit Gemälden der Maria Immakulata, des hl. Benedikt und der hl. Scholastika, angefertigt vom Münchner Hofmaler Andreas Wolf, sowie silbernen Brustbildern der Heiligen Benedikt, Scholastika, Korbinian, Nonnosus, Lambertus und Walburgis geschmückt waren. Ein kleines Ecce-Homo-Bild stammte noch aus dem hölzernen Vorgängerbau. Marmorne Grabsteine neben dem Kircheneingang erinnerten an die beiden Stifter. 1715 wurde das Kloster den Benediktinerinnen übergeben und von Kloster Niedernburg von Passau aus besetzt. Die Gottesdienste in der Abteikirche und die Seelsorge der Nonnen waren die Aufgabe von zwei Benediktinern aus dem Kloster Andechs. Die Nonnen widmeten sich hauptsächlich dem Gebet, der Kontemplation und der Handarbeit. Im Jahr 1800, als wie bei allen anderen Klöstern in Bayern die Auflösung drohte, versuchten sie ihre Einrichtung durch die Eröffnung einer Mädchenschule zu retten. Trotzdem wurde ihre geistliche Gemeinschaft 1802 geschlossen. Die Äbtissin Maria Amanda von Kloster Geisenfeld erhielt von der staatlichen Spezialkommission den Befehl, sechs Benediktinernonnen von Lilienberg unentgeltlich aufzunehmen. Sieben andere Nonnen von Lilienberg wurden in das Benediktinerinnenkloster Hohenwart gebracht, wo sie im folgenden Jahr erneut die Säkularisation miterleben mussten. Weitere Nonnen kamen in das Benediktinerinnenstift Kühbach. Schon Mitte Juni 1802 hatte man den ganzen Besitz der Schwestern verkauft. Die Kirche erhielt die lateinische Kongregation; das Kloster erwarb der Sulzbacher Buchhändler Seidl, der es jedoch nach einigen Wochen wieder abtrat. In späteren Jahren diente es als Sitz eines Landgerichts und einer Oberförsterei. Das heutige Wappen von Au mit dem Bild einer Lilie bezieht sich auf diesen Hügel, der ehemals das Jungfrauenkloster mit einer, der Unbefleckten Empfängnis geweihten, Kirche trug und daher Lilienberg genannt wurde.
Christine Riedl-Valder