Landshut, Kapuzinerkloster


 

GESCHICHTE

Kapuziner in Landshut ? Wortgewaltige Prediger

Das Kapuzinerkloster in Landshut zählte zu den ersten Niederlassungen dieses Ordens in Bayern. Nach München (1600), Augsburg (1601) und Rosenheim (1606) war es das vierte Kloster dieser Mönchsgemeinschaft, die aufgrund ihrer vorbildlichen Seelsorger und überzeugenden Prediger vom bayerischen Herzog besonders geschätzt wurde. Herzog Maximilian selbst trat als Stifter auf und übernahm den Großteil der Kosten für die Errichtung der Gebäude auf einem weiträumigen Areal in der Nähe der städtischen Salzstadel an der Isar. Auf Befehl des Herzogs wurde von 4 Uhr früh bis 7 Uhr abends auf der Baustelle gearbeitet. Schon ein Jahr später war alles vollendet. Am 24. April 1611 erfolgte die feierliche Einweihung der Kirche, die vom Münchner Weihbischof Bartholomäus Scholl zu Ehren der Himmelfahrt Mariens vorgenommen wurde. Die schlichte Seitenkapelle erhielt den heiligen Ordensstifter Franziskus zum Patron, die zwei Seitenaltäre waren zu Ehren des hl. Antonius von Padua und des hl. Felix von Cantalice errichtet worden. Dabei genoss der hl. Felix bei der Landshuter Bevölkerung besondere Verehrung. Davon zeugten zahlreiche Votivtafeln, die neben seinem Altar an den Seitenwänden aufgehängt waren und über Gebetserhörungen Auskunft gaben. Die Kirche besaß auch eine ganz besondere Reliquie: einen großen Partikel vom Blut Christi. Dieser Schatz wurde mehrmals im Jahr öffentlich gezeigt, in Predigten erläutert und zur Verehrung ausgestellt.

Als im Juli 1634 Landshut von den plündernden und mordenden Schweden heimgesucht wurde, verloren auch die Kapuziner all ihre bescheidene Habe und die wenigen liturgischen Geräte. Das Kloster war völlig verwüstet; in der Sakristei hatten die Offiziere gewohnt, die Kirche war zum Pferdestall umfunktioniert worden. In diesem Krieg und der sich daran anschließenden Pest mussten etliche Patres ihr Leben lassen. Beim zweiten Schwedeneinfall regierten die Feinde von Mitte Mai bis Ende September 1648 in der Stadt. Sie besetzten alle 30 Klöster mit Ausnahme des Kapuzinerklosters, das vor den Mauern lag und von den Brüdern nicht verlassen worden war. Damit entging es der erneuten Zerstörung. Guardian P. Leopoldus (Johann Werner Freiherr von Seiblstorf) war 1632 als kurfürstlicher Rat in München in die Geiselhaft der Schweden geraten. Nach seiner Freilassung war er 1635 in den Kapuzinerorden eingetreten und hatte sich zu einem eifrigen Prediger entwickelt.

Von Anfang an besaß das Kloster ein Noviziat für den Ordensnachwuchs. Nach einem 1667 erfolgten Ausbau erhielt es dazu eine Studienanstalt für Philosophie und Theologie. Das Kloster war Heimstatt für 40 Religiosen; es verfügte über 36 Mönchszellen und sechs Gastzimmer. Die Aufgaben der Landshuter Kapuziner waren sehr umfangreich und vielseitig: Kranken- und Gefangenenbesuche, Begleitung der zum Tode Verurteilten, Unterricht der Konvertiten, Glaubenslehre und Sonntagsschule für die Jugend, Mess- und Beichtdienste in der eigenen und in den umliegenden Kirchen, geistliche Vorträge im Kloster der Landshuter Kapuzinerinnen sowie Fastenpredigten. Während des spanischen Erbfolgekriegs 1704 wurden viele Patres des Landshuter Kapuzinerklosters in die umliegenden Ortschaften gerufen, da es den Mönchen oft gelang, mit beherztem Einschreiten und treffenden Worten der Zerstörungswut der feindlichen Soldaten Einhalt zu gebieten. Ein besonders guter Prediger war der Guardian P. Englbertus (gest. 1728). Er wurde deswegen an den kurfürstlichen Hof nach München berufen und predigte längere Zeit in der dortigen Pfarrkirche St. Peter. Es wird berichtet, dass er die vorgeschriebenen 24 Predigten beim 40-stündigen Gebet zweimal ganz allein gehalten haben soll. Fünf seiner Reden, die er zwischen 1705 und 1713 hielt, erschienen im Druck unter dem Titel ?Geistliche Arzney und Heilmittel gegen das Gift der Sünde?.

Auch im österreichischen Erbfolgekrieg wütete der Krieg zwischen 1740 und 1748 wiederholt in Landshut, zog die Pest nach sich und raffte auch viele der Kapuziner, die unbeirrt Freund und Feind Kranken- und Sterbehilfe leisteten, dahin. Eine Aufstellung aus dem Jahr 1788 gibt Auskunft, dass damals 38 Kapuziner im Kloster lebten, darunter 27 Patres, fünf Studenten und sechs Laienbrüder. Ihre seelsorgerische Tätigkeit erstreckte sich auf nicht weniger als 33 Kirchen. Den Ordensregeln gemäß hatten sie keinerlei Grundbesitz. Ihre Einkünfte bekamen sie aus Messstipendien, Almosen und Kollekten. Der bayerische Kurfürst schenkte dem Kloster jährlich 4 Fass Weißbier, 3 Eimer Baierwein, 2 Kufen Salz, 18 Pfund Fisch, 38 Klafter Fichten- und 4 Klafter Buchenholz sowie 50 Gulden für Renovierungsarbeiten.

Mit der Säkularisation 1802/03 wurden sämtliche Klöster und Stifte aufgelöst. Trotz eindringlicher Bittgesuche des Stadtrates und des Stadtpfarrers an die kurfürstliche Regierung, wenigstens das Kapuzinerkloster in Landshut zu belassen, wurde der große Konvent aufgehoben. 1802 fand die Übersiedlung der Patres in das neu eingerichtete Zentralkloster der Kapuziner nach Altötting statt. 1805 waren russische Gefangene in den Landshuter Gebäuden einquartiert. 1807 wurde der gesamte Klosterkomplex versteigert. Käufer war der königliche Rat und Bürgermeister Franz Xaver Schmid. Die Kirche wurde kurz darauf abgebrochen; ihre Steine verwendete man zum Schleusenbau an der Isar. In die ehemaligen Klostergebäude, die sich seit 1839 im Besitz der Stadt Landshut befanden, zog der städtische Bauhof ein. Nachdem diese Behörde in das ehemalige Franziskanerkloster übersiedelt war, musste der leer stehende Komplex 1995/96 einem Sparkassen-Neubau weichen. Dabei stieß man auf Reste der Kapuzinergruft.

Christine Riedl-Valder



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen