Regensburg, Franziskaner (St. Salvator)


 

GESCHICHTE

Die Franziskaner in Regensburg: Barfüßerkloster - Kaserne - Historisches Museum 

1221 sandte der Obere des Augsburger Franziskanerklosters, Cäsar von Speyer, drei seiner Brüder unter der Führung des Joseph von Treviso nach Regensburg. Sie fanden in der damals noch zum Herzogtum Bayern gehörigen Großstadt freundliche Aufnahme. Möglicherweise wohnten die Bettelmönche zunächst im Kanonissenstift Niedermünster. Als erste Predigtstätte wurde ihnen eine Kapelle an der Steinernen Brücke zugewiesen. Die Franziskaner beteiligten sich wie die Dominikaner von Anbeginn intensiv an der städtischen Seelsorge, was sehr zu ihrer Beliebtheit beitrug. 
1226 übergab Bischof Konrad IV. den Minderbrüdern die bereits 1024 bezeugte Kapelle St. Salvator am Kornbühl (dem heutigen Dachauplatz) mit einem für sie erbauten Haus. Damit entstand das Kloster im östlichen Bereich der Stadt, der so genannten Ostenburg, direkt außerhalb der Stadtmauer. Die spätere Ostnerwacht war damals noch nicht ummauert; in diesem Areal lagen uralte Besitzungen des Königs, des Herzogs, der Kirche und reicher Bürger. Durch zahlreiche Schenkungen von Grund und Boden hoher und höchster Personen konnte somit ein umfänglicher Komplex entstehen. Die Salvatorkapelle erwies sich bald als zu klein. Der Neubau der Klosterkirche, der in den 1250er-Jahren begonnen und im 14. Jahrhundert abgeschlossen wurde, geriet zu einer der größten deutschen Bettelsordenskirchen überhaupt. Die Klostergebäude, hauptsächlich die beiden Kreuzgänge erfuhren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Neu-, Um- und Anbauten.
Seine größte Wirksamkeit entfaltete der seit 1230 der oberdeutschen Franziskanerprovinz Alemania mit Sitz in Straßburg unterstellte Regensburger Konvent in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er zählte in seinen Reihen Persönlichkeiten wie Bruder David von Augsburg, den Dichter Bruder Lamprecht von Regensburg und den herausragenden Prediger Bruder Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Barfüßer visitierten die Kanonissenstifte Ober- und Niedermünster und schlichteten kirchliche Streitigkeiten. Ihnen oblag die Betreuung der Magdalenerinnen, die sie 1296 als Klarissen in den Franziskanerorden überführen konnten. 
Die Blütezeit währte bis ins 15. Jahrhundert. 1415 stellten sich die Franziskaner, die vier Weihbischöfe für Regensburg, Passau und Freising hervorbrachten, unter den Schutz der Stadt. Seit 1519 betreuten sie noch die Wallfahrt zur Schönen Maria, doch ließ während der Reformationszeit die Klosterdisziplin spürbar nach; Teile des Konvents scheinen der neuen Lehre zugeneigt gewesen zu sein. In einer Epoche der städtischen Geschichte, die durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch geprägt ist, musste sich die zunehmende Finanznot auch in der pekuniären Lage eines Bettelordens schmerzlich bemerkbar machen. Es begann mit der Verpfändung von Kirchenschätzen und endete nach der Einführung der Reformation 1542 mit der Übergabe des Klosters und der Gebäude an die Stadt. Es war nur noch von drei Religiosen und evangelischen Predigern bewohnt. 
Als Folge des Augsburger Interims von 1548 wurde der Konvent 1551 wiederhergestellt. Die veränderten Verhältnisse in der protestantischen Reichsstadt zwangen die Franziskaner, ihren Lebensunterhalt zunächst von anderen Klöstern zu beziehen. 1602 wurde ihnen die Seelsorge in der Dompfarrei St. Ulrich endgültig übertragen, dazu kamen im Lauf des 17. Jahrhunderts noch weitere Pfarrvikariate, unter anderem Prüll und Obermünster. 
Auch der Franziskanerkonvent blieb nicht von der Heimsuchung durch die Schweden 1633 verschont, die ihm schwere wirtschaftliche Bürden auferlegte. Im 18. Jahrhundert hatte sich das Kloster soweit erholt, dass die Kirche renoviert und der Klosterbau aufgestockt werden konnten. Wie bei den ebenfalls karitativ tätigen benachbarten Kapuzinern forderte die Pestepidemie von 1713 auch von den Franziskanern ihren Tribut, als dreizehn von sechzehn Patres an der Seuche starben. 
Die Klostergebäude wurden 1800-1802 als österreichisches Militärspital genutzt, danach als Unterkunft der Truppen des Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg. 1804 richtete Dalberg eine von den Franziskanern betreute Militärpfarrei ein. Die Auflösung des Konvents erfolgte erst 1810 nach der Übernahme der Stadt durch das Königreich Bayern. 
1810 wurden die Klostergebäude dauerhaft als bayerische Kaserne eingerichtet und die Militärpfarrei aufgelöst. Die Kirche diente zunächst als Zoll- und Mauthalle, ab 1871 als Exerzierhalle der Kaserne. Nach dem Ersten Weltkrieg diente die Kaserne als Wohnhaus. In der Kirche waren eine Lagerhalle, eine Garage und eine Auktionshandlung untergebracht. 1931 kaufte die Stadt Regensburg den Komplex und errichtete darin das Stadtmuseum (heute Historisches Museum). Kirche und Kloster erlitten 1944 Bombenschäden, die bis 1951 beseitigt waren.

( Peter Morsbach )



 

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