München, Augustinerchorfrauenstift


 

GESCHICHTE

Augustinerchorfrauenstift, München ? Botschafterinnen der französischen Kultur

 

 

Die französische Sprache und Kultur erfreute sich im 18. Jahrhundert aufgrund ihrer vorherrschenden Rolle in Europa, auch in Bayern besonderer Beliebtheit. Fürsten und Adelige bevorzugten deshalb für die standesgemäße Erziehung und den Unterricht der weiblichen Jugend die Kongregation der Augustinerchorfrauen von Notre Dame. Sie war bestens geeignet, um die französische Lebensart zu vermitteln. Diese Gemeinschaft war 1597 durch den Augustinerchorherren Petrus Fourier (1565?1640, 1897 Heiligsprechung) in Lothringen ins Leben gerufen worden. Die Nonnen lebten in strenger Klausur und trugen schwarze Tracht. Ihre Oberinnen wurden für drei Jahre gewählt. Drei Mädchenpensionate entstanden in Bayern unter der Leitung der Augustinerchorfrauen. Neben Eichstätt und Stadtamhof (bei Regensburg), die 1711 und 1734 gegründet wurden, erhielt auch München eine Niederlassung, als Kurfürst Karl Albert im Jahr 1730 fünf Nonnen der Kongregation aus Luxemburg nach Bayern berief. Die ?Welsch-Nonnen? durften ihren Konvent im Osttrakt seines Schlosses in Nymphenburg einrichten. Bevor ihr Kloster ?Notre Dame? bezugsfähig war, bewohnten die Chorfrauen das Rondell, in dem später die Porzellanfabrik ihren Sitz bekam. 1731 erhielt die geistliche Gemeinschaft das Stiftungskapital für ihr Internat, das dem Zweck dienen sollte, Mädchen aus ärmeren Bevölkerungsschichten zu unterrichten und zu versorgen. Daneben führten die Nonnen aber auch ein Institut für die weibliche Jugend aus höheren Ständen. Der Konvent in Nymphenburg war ursprünglich für zwölf Chorfrauen vorgesehen. Später lebten hier jedoch bis zu 30 Nonnen. Von 1734 bis 1739 wurde für das Kloster eine prunkvolle Saalkirche errichtet, die der bekannte Rokokomeister Johann Baptist Zimmermann aufwändig stuckierte. Das Hochaltarbild von der Hand des berühmten italienischen Malers Giovanni Baptist Tiepolo mit einer Darstellung der Vision der Heiligsten Dreifaltigkeit des Papstes Clemens stiftete Kurfürst Clemens August von Köln, der Bruder des bayerischen Regenten. Es befindet sich heute in der Alten Pinakothek. Der Kurkölner Kurfürst nahm auch am 16. Mai 1739 die Einweihung des Gotteshauses zu Ehren des hl. Clemens und der Heiligsten Dreifaltigkeit vor. Die Gottesdienste und das Bußamt wurden den Kapuzinern übertragen.

 

Trotz der Säkularisation konnte sich das Kloster Notre Dame noch lange halten. 1803 wurde den Nonnen jedoch die Aufnahme von Novizen verboten. Doch selbst 1809, als auch die Ritterorden und die unterrichtenden und krankenpflegenden Ordenshäuser aufgelöst wurden, blieb das Nymphenburger Stift verschont. Die Aufhebung kam erst 1817. Damals lebten noch sieben Chorfrauen und sechs Laienschwestern im Nymphenburger Stift. König Max ließ sie zu den Servitinnen (siehe St. Elisabeth, München) versetzen. Dort starb das Stift der Augustinerchorfrauen dann endgültig aus. Das Mädcheninstitut in Nymphenburg erhielt eine weltliche Leitung. 1835 wurde es von König Ludwig I. den Englischen Fräulein übergeben. Sie bauten die Räumlichkeiten für ihre Zwecke um und brachten die Lehranstalt wieder zu voller Blüte. Die spätbarocke Kirche, die die Englischen Fräulein von den Chorfrauen von Notre Dame übernommen hatten, wurde unter dem nationalsozialistischen Regime zwangsprofaniert und beherbergte das Jagdmuseum. 1945 fiel die Kirche den Bomben zum Opfer. 1964 erfolgte ein Neubau durch den Architekten Josef Wiedemann.

 

Christine Riedl-Valder



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen