Hilpoltstein


 

GESCHICHTE

Hilpoltstein ?Seelenheil für die Stifter

Burg Hilpoltstein wurde vermutlich Anfang des 12. Jahrhunderts angelegt. Ab 1230 sind die Herren von Stein, Reichsbeamte unter den Staufern und Wittelsbachern, als Besitzer genannt. Heinrich von Stein (1254?1265) besaß eine machtvolle Stellung als Verwalter der kaiserlichen Güter in Franken. Der Ausbau der Burgsiedlung Hilpoltstein erfolgte um 1280 durch Heinrich und seinen Sohn Hilpolt. Ritter Hilpolt III. von Stein und sein Sohn Hilpolt IV. gründeten 1372 an der damals offensichtlich schon vorhandenen Kirche (bereits 1279 ist ein Pfarrer am Ort erwähnt) ein kleines Kollegiatstift für zuerst fünf, später sechs Kanoniker. Ihre Aufgabe bestand im Gottesdienst, Chorgebet und im Seelenamt für die Herren von Stein und ihre Angehörigen. Jeder Chorherr verfügte über ein eigenes Haus und hatte Anspruch auf drei Eimer Bier im Monat. Bereits 1385 jedoch starb das Geschlecht der Herren von Stein aus und ihr Besitz fiel an die Herzöge von Bayern. Wenig später, 1392, erhielt der Ort Hilpoltstein die Stadtrechte.

1473 erweiterte man das Chorherrenstift. Deshalb erfolgten auch Umbauten des vorher bestehenden Gotteshauses zu einem stattlichen spätgotischen Bau, geweiht dem heiligen Johannes dem Täufer. Infolge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde Hilpoltstein im Jahr 1505 Neuburg angegliedert. Wenig später verpfändete Pfalzgraf Ottheinrich den Ort an Nürnberg. Damit wurde Hilpoltstein protestantisch. Erst 1578 konnten die Ämter Hilpoltstein, Heideck und Allersberg wieder ausgelöst werden. Pfalzgraf Ottheinrich II. überschrieb seiner Gemahlin Dorothea Maria Burg und Stadt als Witwensitz. Ab 1606 war sie die letzte Bewohnerin der Hilpoltsteiner Burg. 1619 errichtete Pfalzgraf Johann Friedrich dann im Ort eine Residenz für die Nebenlinie Pfalz-Hilpoltstein. Im 17. Jahrhundert erfolgte auch die Rekatholisierung der Bevölkerung durch die Jesuiten.

Das Kollegiatstift Hilpoltstein gehörte ab 1706 bis zur Auflösung der Stiftsverwaltung im Jahr 1811 zum Kollegiatstift in Neuburg a.d. Donau. 1714 wurde der spätmittelalterliche Turm der Stiftskirche durch Johann B. Camesino barockisiert. In den Jahren 1732/33 erbaute der Neuburger Hofbaumeister Franz Keller ein neues, sehr helles und breites Langhaus mit westlicher Doppelempore. Die farbenfrohen Deckenfresken von Melchior Puchner zeigen u. a. Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons Johannes des Täufers und Mariens. Der prachtvolle, motivreiche Deckenstuck im Langhaus stammt von Jeronimo Andrioli aus Apulien. Der spätgotische Chor erhielt damals ein neues Schalgewölbe. Im Deckenfresko erscheinen die Muttergottes und der Kirchenpatron als Fürbitter der Stadt Hilpoltstein. Die neue Stiftskirche wurde 1735 durch den Eichstätter Bischof Franz Ludwig Freiherrn Schenk von Kastell geweiht. Ihre außergewöhnliche Kanzel entstand erst 1758. Das reiche Schnitzwerk ihres Schalldeckels von Leonhard Meyer zeigt Johannes d. T. als Prediger über Felsen und Baumstrünken emporragen.

In der heutigen katholischen Stadtpfarrkirche findet man auch noch Relikte aus der Zeit vor dem barocken Neubau: u. a. der mächtige Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert sowie aus spätgotischer Zeit einzelne Steinfiguren eines Apostelzyklus, eine Marienfigur aus Terrakotta (über dem Portal) und eine geschnitzte Muttergottes (linker Seitenaltar). Einige Grabplatten im Pflaster der Kirche erinnern an das Wirken der Chorherren von Hilpoltstein. Von den ursprünglich sechs Chorstiftshäusern im Ort hat man einen Fachwerkbau aus dem Jahr 1491 saniert.

(Christine Riedl-Valder)



 

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