Franziskanerkloster Freising - Die Professoren in der Kutte
1610 gründete Fürstbischof Ernst von Bayern in seiner Residenzstadt Freising ein Kloster für die Franziskaner. Den Anlass hierzu bot das hohe Ansehen, das der Münchner Franziskaner Pater Dr. Franz Ampherle, seit 1601 als Domprediger in Freising tätig, seinem Orden verschafft hatte.
Für die Mönche wurde ein Haus mit Garten angekauft. Für den Bauplatz einer künftigen Kirche ließ der Fürstbischof das alte Stadtgefängnis abreißen. Diesen Kirchenbau sollte das Kloster freilich erst 1641 erhalten. Bis dahin behalf man sich mit einer kleinen Kapelle. Dank zahlreicher Schenkungen und Spenden konnte das Kloster rasch erweitert werden. 1621 wurde das Hospiz zu einem Konvent erhoben. Im gleichen Jahr wechselten die Freisinger Franziskaner, gleich jenen in München und Landshut, innerhalb des Ordens zur neuen strengen Richtung der Reformaten.
Von 1601 bis zur Säkularisation verblieb das Amt des Dompredigers bei den Franziskanern. Auch in anderen Kirchen der Stadt wirkten sie als geschätzte Prediger und Beichtväter. Im Kriegsjahr 1648 erworben sie sich als Unterhändler mit den Schweden besondere Verdienste um die Bürgerschaft.
Bereits 1611 errichtete der Orden in Freising ein öffentliches Seminar mit einem vierjährigen Studiengang zur Priesterausbildung. Von 1691 bis 1713 stand das Seminar sogar im Rang einer fürstlichen Studienanstalt. Nach dem Aufbau einer philosophisch-theologischen Hochschule der Benediktiner in Freising (1713) diente das Seminar der Franziskaner bis zur Säkularisation vorrangig der Ausbildung von Klerikern für den eigenen Orden.
1661 fiel das Kloster einem Brand zum Opfer. Der bisherige Komplex, bestehend aus einer ganzen Anzahl aneinander grenzender Häuser, wurde ersetzt durch einen großzügigen Neubau im Stil des frühen Barock.
Im Herbst 1802 wurde das Hochstift Freising durch Bayern besetzt. Am 30. April 1803 verfügte die kurbayerische Regierung die Aufhebung des Konvents in Freising. Nachdem vier Franziskaner in den Weltpriesterstand übergetreten waren, verließ am 23. Mai 1803 der Rest des Konvents das Haus. Die Mönche wurden verteilt nach Ingolstadt (vier Patres und zwei Laienbrüder), Dietfurt (drei Patres und zwei Laienbrüder), Neukirchen (vier Patres) und Freystadt (drei Patres und zwei Laienbrüder).
Das Brauhaus, das Wohnhaus für die weiblichen Dienstboten ("Ausgeherinnen") des Konvents und der Klostergarten fanden private Käufer. Das eigentliche Klostergebäude blieb in Staatsbesitz, wurde jedoch keiner neuen Verwendung zugeführt. Ebenfalls in den Händen des Staates verblieb die zur Einrichtung einer neuen zweiten Stadtpfarrerei vorgesehene Kirche. Dieser Plan kam aber nicht zur Ausführung und 1838 musste die Kirche wegen Baufälligkeit abgetragen werden.
1842 verkaufte das Königreich Bayern das Areal an die Stadt Freising. Unter Verwendung eines Teils der alten Umfassungsmauern entstanden eine Mädchenschule und an der Stelle der vormaligen Franziskanerkirche ein Betsaal für die Schule. Die Mädchenschule wurde 1844 vom Orden der Armen Schulschwestern übernommen und bis 1966 genutzt.
Im Erdgeschoss des Betsaals befand sich von 1844 bis 1960 die städtische Feuerwache. Der schlichte Betsaal wurde 1968 renoviert.
( Christian Lankes )