Andechs


 

GESCHICHTE

Andechs - Der Heilige Berg

Die Stiftung des Benediktinerklosters Andechs im Jahr 1455 durch Herzog Albrecht III. von Bayern-München (*1401 -1460) gründete auf einer bereits Jahrhunderte alten geistlichen Tradition. Ihre Keimzelle bildete die dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle der vormaligen Burg der Herzöge von Andechs-Meranien. Sie führten ihre Herkunft zurück auf das 10. Jahrhundert: Der später als heilig verehrte Graf Rasso, ein Zeitgenosse König Ottos des Großen, galt als Begründer der Burg und des noch heute berühmten Andechser Heiltumschatzes. 
Die Burg Andechs entwickelte sich ab 1132 zum Herrschaftsmittelpunkt einer der mächtigsten Dynastien der Stauferzeit. Ihr entstammten die hl. Elisabeth, Tochter der Königin Gertrud von Ungarn, und die hl. Hedwig von Schlesien. Den konkurrierenden Wittelsbachern gelang im frühen 13. Jahrhundert die Ausschaltung der Familie. Nach dem Aussterben der Andechs-Meranier 1248 wurde ihr Reliquienschatz in der Burgkapelle vergraben. Die Burg selbst wurde von den Wittelsbachern zerstört. 
Im Jahr 1388 wurden die Reliquien wieder entdeckt und bald in die Münchner Residenz, den heutigen Alten Hof, überführt. Erst im frühen 15. Jahrhundert gelangte die Kirche auf dem Andechser Berg wieder in den Besitz der Heiltümer. Sie wurde zum Ziel zahlreicher Wallfahrten, insbesondere zur Hostie des hl. Papstes Gregor des Großen.
Auf Initiative des gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm III. (*1375-1435) in München regierenden Herzogs Ernst (*1373-1438) übernahmen 1416 die Augustiner-Chorherren von Diessen die Betreuung der Andechser Wallfahrt. Finanziert durch Spenden der Pilger und durch den Herzog entstand um 1430 anstelle der alten Burgkapelle eine dreischiffige Hallenkirche. Der gotische Bau bildet, ungeachtet späterer Umgestaltungen, bis heute den architektonischen Kern der Klosterkirche. 
Der Andrang der Wallfahrerscharen, vielleicht auch Gewissensnot wegen des Justizmordes an Agnes Bernauer (1435), der Gemahlin seines Sohnes Albrecht, mögen Herzog Ernst in seinem Todesjahr 1438 bewogen haben, für Andechs ein eigenes Chorherrenstift zu gründen. Es bildete 1455 die Grundlage für die Umwandlung in eine Benediktinerabtei. Vom Tegernsee kamen der erste Abt und seine sechs Mönche für das neue wittelsbachische Hauskloster.
Nach früher Blüte geriet Andechs im 16. Jahrhundert in eine Krise, die erst um 1600 wieder zu einem geistlichen Neubeginn führen sollte. Architektonisches Zeugnis der Renaissance ist die auf diese Zeit zurückgehende Anlage des Doppel-Hochaltars mit einer Empore für die Präsentation der Heiltümer.
Von den Schicksalsschlägen im Dreißigjährigen Krieg und durch einen Großbrand im Jahr 1669 erholte sich die Abtei und gelangte im späten 17. und im 18. Jahrhundert zu barockem Glanz. Der Konventbau, ein Werk des Graubündner Meisters Caspar Zucalli, zeigt im Inneren Arbeiten der Wessobrunner Stukkatorenfamilie Schmuzer. Das Erscheinungsbild der Klosterkirche hingegen prägt die im Vorfeld der 300-Jahrfeier (1755) vollzogene Neugestaltung ihres Innenraums durch erstrangige Künstler wie Johann Baptist Zimmermann, Johann Baptist Straub oder Franz Xaver Schmädl im Stil des Rokoko. Eine umfangreiche Sammlung von Votivbildern und Kerzen aus mehreren Jahrhunderten dokumentiert die ungebrochene Anziehungskraft des "Heiligen Bergs".
Die Aufhebung der Abtei Andechs erfolgte am 17. März 1803. In schneller Folge wechselten die privaten Eigentümer bis im Jahr 1846 König Ludwig I. die vormaligen Liegenschaften der Abtei erwarb. Er übergab sie 1850 seiner neuen benediktinischen Stiftung der Abtei St. Bonifaz in der München Max-Vorstadt als landwirtschaftliches Standbein. So erfuhr Andechs 1850 als Subpriorat der Abtei St. Bonifaz seine monastische Wiederbelebung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Priorat Andechs zunehmend an Bedeutung gewonnen. Es ist nicht nur bekannt für sein Klosterbier, sondern auch für vielfältige kulturelle Aktivitäten.

( Christian Lankes )



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Benediktinerkloster Andechs, 1670 ff. Erneuerung der Klostergebäude durch M. Schinnagl und C. Zuccalli.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Heck, A.)

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