Burgen
in Bayern

Burg Rothenfels Rothenfels

Historisch nicht haltbar ist eine Gründungslegende, derzufolge die Burg 1148 als „schlechte Burg“ erbaut wurde. Tatsächlich errichtete Marquard II. von Grumbach, ein hochrangiger Adeliger im direkten Gefolge des Königs, die Burg erst nach vertraglicher Regelung eines Rechtsstreits zwischen dem Bischof von Würzburg und dem Neustädter Abt nach dem 8. Juli 1150. Marquard nahm dabei Rothenfels vom Kloster Neustadt zu Lehen. Nachdem das Kloster seine geistliche und weltliche Unabhängigkeit an das Hochstift Würzburg verlor, belehnte Bischof Hermann 1243 Graf Ludwig III. von Rieneck mit der Burg. Nach 1333 behauptete Würzburg nach Erbstreitigkeiten, Teilungen und Verpfändungen zunächst die Lehnshoheit, dann den alleinigen Besitz und besetzte Rothenfels ab 1342 mit Amtmännern. 1474 kaufte das Hochstift alle Pfänder zusammen. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg Rothenfels beschädigt, desgleichen im Dreißigjährigen Krieg. 1803 kam die Burg im Rahmen der Säkularisation an die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die sie 1919 an den Verein der Quickbornfreunde verkauften. Heute wird die Burg von der Vereinigung der Freunde Rothenfels e.V. verwaltet und beherbergt ein Tagungszentrum sowie eine Jugendherberge.

Text: Joachim Zeune

Literatur

Steinmetz, Thomas: Burg Rothenfels am Main und die Entstehung des Burgenbaues der klassischen Zeit in Mainfranken. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd. 47/1995, S. 79-103.

Steinmetz, Thomas: Burg Rothenfels am Main – eine frühe „klassische“ Burg. In: Schloß Tirol. Saalbauten und Burgen des 12. Jahrhunderts in Mitteleuropa, hg. von der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlössern in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum (Forschungen zu Burgen und Schlössern Bd. 4), München/Berlin 1998, S. 205-218.

Mogge, Winfried: Burg Rothenfels am Main (Kunstführer Nr. 740). 5., neubearbeitete Auflage. Regensburg: Schnell & Steiner 2009.

Mogge, Winfried: „Dies uralt Haus auf Felsengrund ...“. Rothenfels am Main: Geschichte und Gestalt einer unterfränkischen Burg. Würzburg: Königshausen & Neumann 2012.

Mogge, Winfried: Burg Rothenfels im Hochmittelalter. In: Spessart. Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart, [Nr. 10] Oktober 2012, S. 3-13.

Mogge, Winfried: „ain starcke veste burgk“. Zur Baugeschichte der Burg Rothenfels am Main. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Bd. 65/2013, S. 29-58.

Mogge, Winfried: Ein „unrentierliches Objekt“? Rothenfels im Fokus der Grafen von Wertheim und Fürsten von Löwenstein-Wertheim. In: Wertheimer Jahrbuch 2012, Wertheim 2013, S. 85-116.

Wikipedia: zum Eintrag
Koordinaten: 9.589400, 49.892200

Baugeschichte

Die 1994 fachkundig untersuchte Burg soll mit ihrem Bergfried, dem Stumpf des runden Westturms, dem Untergeschoss des quadratischen Südturms und geringen Resten der Ringmauer der Bauzeit um 1150 angehören. Um 1500 und 1525 entstand unter den Bischöfen Lorenz von Bibra und Konrad von Thüngen eine Dreiflügelanlage in der Hauptburg, wobei der Westflügel eine ältere Schildmauer als Rückwand nutzte. Die Schäden von 1525 und aus dem Dreißigjährigen Krieg wurden umgehend behoben. 1625 errichtete man das innere Burgtor. Die zweifelsohne älteren Bauten aufsitzende Vorburg mit ihrem Burgtor stammt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und enthält eine spätbarocke Kellerei ("Amtshaus") von 1755/56. Kurz zuvor, um 1750, erfolgte der Umbau der Grabenanlage zum Barockgarten.

Text: Joachim Zeune

Baubestand

Rothenfels hat wie die meisten Spornburgen eine klare Konzeption entwickelt. Hinter der bergseitig, das heißt nördlich und westlich vorgelagerten Vorburg ragt jenseits eines Halsgrabens die Hauptburg auf. In ihrer Grundgestalt passt sie sich dem Gelände an und zeigt eine länglich-polygonale Form. Frontseitig besitzt sie eine verdickte Ringmauer mit dem erst 1625 in dieser Form entstandenen Burgtor sowie den übereck freistehenden, mächtigen quadratischen Bergfried (Seitenlänge 9,2 Meter). Dessen 1. Stock enthält den Hocheingang und einen wohl nie genutzten Haubenkamin. Die jetzigen Innengebäude stammen weitgehend aus der Zeit zwischen 1500 und 1525 und umbauen in lockerer Form den Burghof. Am Südende steht ein Viereckturm, während von der Ostseite ein Wohnturm aus der Zeit um 1250 vorspringt. Ein kleiner Rundturm am Südwesteck wurde 1754/55 gekappt und überbaut. Unter den Vorburgbauten ist das barocke Amtshaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hervorzuheben. Die moderne Nutzung hat zwar markante Spuren überall hinterlassen,doch dominiert der mittelalterliche Baubestand noch immer über alle späteren baulichen Veränderungen.

Text: Joachim Zeune

Touristen Information

Auf der Burg Rothenfels wird heute eine Jugendherberge mit einem Tagungszentrum betrieben. Informationen unter: www.burg-rothenfels.de

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